Geschichte
Bauboom in den 1920er-Jahre
In der Stadt Zürich herrschte Wohnungsnot. In dieser Zeit wurden viele Genossenschaften gegründet, und die Stadt unterstützte den gemeinnützigen Wohnungsbau mit Subventionen.
Am 6. Dezember 1927 abends um 8 Uhr treffen sich sechs Herren im Restaurant Frieden, um die Gründung einer Baugenossenschaft voranzubringen. Die Abklärungen laufen schon seit einiger Zeit. Bauland wurde besichtigt, mit der Stadt wegen Subventionen verhandelt, Finanzierungspläne erstellt. Befriedigt notiert der Protokollführer: „Nach ca. 2stündiger reichlich benützter Aussprache konnte man auseinander gehen im Bewusstsein, dass nun ein grosser Stein ins Rollen gekommen ist, möglichst bald in der heute immer noch so überaus schwierigen Wohnungsfrage, Wohnungen erhalten zu können, die mit dem Einkommen einigermassen im Einklang stehen, sodass Herr Ott, um 10.05 die Zusammenkunft schliessen konnte unter dem Hinweis, in Bälde zur definitiven Bildung der Genossenschaft, einladen zu können.“
Einen Monat später, am 9. Januar 1928, wurde die Gemeinnützige Baugenossenschaft Selbsthilfe Zürich konstituiert. Und bereits am 20. April 1928 erfolgte der Spatenstich für die ersten 44 Wohnungen an der Schubertstrasse. Vier Jahre später, im Frühling 1932, verfügte die Genossenschaft über total 196 Wohnungen.
Leerstehende Wohnungen
In den 1930er-Jahren bekam auch GBS die Krise zu spüren. Es wurde schwierig, die Wohnungen zu vermieten. Um Leerstände zu vermeiden, erliess man neuen Mietern das Zeichnen von Anteilscheinen teilweise oder ganz. Erst gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren wieder alle Wohnungen vermietet.
„Selbst“ ist die Genossenschaft!
Das Prinzip der „Selbsthilfe“ hat die Genossenschaft immer sehr ernst genommen. 1941 kämpfte sie bis vor Bundesgericht darum, ihre Belange selbst zu bestimmen und die Mitsprache der Stadt auszuhebeln – und bekam recht. Ein Triumpf! „Eine Selbsthilfeorganisation von restlos der Genossenschaft angehören den Mietern, mit dem Bestreben, durch geordnete finanzielle Verwaltung und guten Unterhalt der Bauten billige und gesunde Wohnungen in Licht, Luft und Sonne zu vermitteln und damit der Idee der Gemeinnützigkeit zu dienen“, schrieb der damalige Präsident, H. Bürig, selbstbewusst in einem Jahresbericht.
Kriegsjahre
Die Schweiz war vom Krieg verschont, aber die Bedrohung war täglich spürbar. 1941 wurde der Einbau von einsturz- und gassicheren Luftschutzräumen für obligatorisch erklärt. Nötig oder nicht? Die Meinungen waren geteilt. Am 4. März 1945 fielen Bomben auf das Strickhofquartier, nur wenige hundert Meter von der Kolonie Unterstrass entfernt, ohne jedoch bei uns nennenswerten Schaden anzurichten.
Eine einschneidende Massnahme war die Rationierung des Gases für die Kochherde, die am Ende des Krieges ihren Höhepunkt erreichte. Die Stadt organisierte den Verkauf von Gemeinschaftssuppe, was vielen Familien über diese schwierige Zeit hinweg half. Während des Krieges wurden die Gartenanlagen als Familiengärten an die Genossenschafter und Mieter verpachtet. Erst nach der vollständigen Aufhebung der Rationierung konnte die Gartenanlage wiederhergestellt werden.
Zunehmender Komfort
Wie werden die Hausfrauen aufgeatmet haben, als 1959 die Anschaffung von Waschmaschinen beschlossen wurde! Bisher hatten sie einmal pro Monat an drei Tagen Zutritt zur Waschküche, um im holzbefeuerten Waschkessel die Familienwäsche zu waschen.
Erneuerung von Heizung, Küche, Bad, doppelverglaste Fenster statt Vorfenster, die jeden Herbst ein- und im Frühling ausgehängt werden mussten: In den folgenden Jahren wurde das Leben allmählich bequemer.
1986 organisierten BewohnerInnen der Schubertstrasse einen Gemeinschaftskompost. Zehn Jahre später nahmen die Bewohner der Siedlung Unterstrass die Idee auf. Bis zur Einführung 2013 der flächendeckenden Grünabfuhr der Stadt Zürich konnten so die organischen Haushaltabfälle vor Ort kompostiert werden.
1991 zog die erste Frau, Anna Bischof, in den Vorstand ein. 1993 wurden die Statuten so geändert, dass jeweils beide Partner einer Familie Genossenschaftsanteile erwerben konnten. Faktisch war das die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts.
Renovieren und kein Ende
Küchen, Bäder, Leitungen, Heizung, grössere Balkone – die jüngste Renovation dürfte die umfassendste in der Geschichte der Genossenschaft sein.
2009 bis 2011 wurde die Siedlung Unterstrass saniert. 2017 bis 2019 folgte die Siedlung Wipkingen. Äusserlich haben die Häuser aber weitgehend ihren Charakter bewahrt.